Heute morgen bin ich früh raus, hab endlich mal wieder mit Martin telefoniert (der gestern seine Diplomarbeit abgegeben hat und nun schon ganz nah am Ende seines Studiums und damit am Beginn seiner Reise ans andere Ende der Welt ist) und mal wieder meine Sachen gepackt. Dann habe ich ausgecheckt, mein Gepäck aber noch stehen lassen und bin nach einer Tasse Tee (mit unsweetened condensed milk) auf zum Markt. Dort gab es wieder allerlei: Blumen, Pflanzen, Gemüse, alte Bücher, Schmuck und viele Leckereien. Ich habe mich zunächst durch die Probierstände durchprobiert, ui, waren da leckere Sachen dabei. Toller Kuchen, gutes Brot, leckere Öle und guter Ziegenkäse. Dann habe ich an einem Allerlei-Stand mein erstes Geld ausgegeben. Die Tochter der Besitzerin war krank gewesen in der letzten Woche und um sie zu Hause zu beschäftigen haben die beide gemeinsam tolle Tiere genäht und Munky, der freche Monkey ist mir sofort ins Herz gesprungen und wollte mit mir mit, die große weite Welt erkunden.
Dann habe ich bei einem Münzsammler eine Sammlung alter neuseeländischer Münzen erstanden und gleich daneben gab es Adventskalender-Karten. Da ich bisher schon drei Mal ohne das Öffnen eines Fensterchen aufstehen musste, kann ab jetzt die Vorfreude auf Weihnachten so richtig beginnen. Zum Abschluss gab es noch einen Apple-Macadamia-Muffin für die Fahrt (soeben verdrückt und sehr lecker) und einen Whitebait-Fritter als Frühstück. Whitebait sind ganz junge Fische, die als Ganzes verwendet werden, unglaublich teuer sind (zwischen $80 und $110 das Kilo), aber sich vor allem in Verbindung mit Ei sehr gut machen. Also insgesamt ein guter Start in den Tag. Der Mann am Bräter war kurz nach der Wende auf einer Europareise gewesen und unter anderem in Leipzig (es ist wirklich interessant, wie viele Neuseeländer schon in Deutschland waren). Und er meinte, dass die Deutschen den Neuseeländern doch recht ähnlich schienen.
Anschließend bin ich am Tram Shed vorbeigekommen und wollt nur mal kurz reinschauen. Dort steht nämlich (wie der Name sagt) eine alte Trambahn. Die früher in Whanganui gefahren ist. Heut gibt es nur Busse in der Stadt und dieses Exemplar wurde größtenteils in Auckland wieder aufgebaut. Auch mit den alten Jungs dort habe ich mich wieder in ein Gespräch verwickelt. Es ist schon lustig mit wem ich inzwischen so alles ins Reden komme. Da war ich vor fünf Monaten noch etwas anders.
Dann ging es aber direkt zurück zum Hostel. Schnell meinen Rucksack und die Taschen geschultert und auf zum Busstopp. Ich hatte den Busfahrer gestern extra gefragt, weil er woanders als auf meiner Info angegeben gehalten hatte. Er hat mir erklärt das wäre die neue Haltestelle. Also bin ich im halben Dauerlauf dorthin (ja, ich war etwas spät dran). Aber rechtzeitig an der Bushaltestelle. Nur kein Bus. Ich wurde leicht panisch. Dann habe ich versucht das Busunternehmen anzurufen. Aber die Nummer ist eine 0900 (wie 0190) und die kann ich von meinem Handy aus nicht anrufen. Wie lustig. Da der andere Abfahrtort gute acht Gehminuten entfernt war, habe ich mal wieder versucht ein Auto anzuhalten. Aber die Leute haben wie immer stur an mir vorbeigeschaut.
Doch dann, ein Klempner hat neben mir gehalten und mich ins Infocenter gebracht. Dort habe ich der Frau am Tresen meine Lage erklärt und sie hat nakedbus (mein Busunternehmen) angerufen. Ein bisschen hin und her. Die Frau war sich nicht sicher, ob der Bus den überhaupt schon da war. Alles etwas kompliziert, sie ruft zurück. Warten, Warten. Inzwischen habe ich mein Gepäck aus dem Transporter des netten Manns geholt und ihm erklärt, dass ich ihn ungern länger aufhalte (er hätte auf mich gewartet und mich dann zum Ortsausgang gefahren, falls Trampen nötig geworden wäre – in Waitomo ist ja schon alles gebucht). Dann hat die nakedbus-Dame zurückgerufen. Der Bus steht außerhalb des Orts, kann nicht umdrehen, ich soll schnell ein Taxi auf Kosten des Unternehmens nehmen und dort hinkommen. NEIN, der Klempner ist natürlich schon weg.
Also hat Billie, die nette I-site Frau Taxiunternehmen angerufen. Beim ersten war besetzt, beim zweiten keiner in der Nähe auch bei dritten nicht. Grml, die Zeit wurde knapp. Also hat Billie beschlossen mich selbst zufahren. Inzwischen hat die Bus-Dame auf meinem Handy angerufen, wo ich denn jetzt sei? Wir fahren gerade los. Also auf ins Auto, losgefahren. Die Busdame wieder, wie lang wir noch brauchen, der Bus muss weiter fahren. Billie . meinte ungefähr 8 Minuten, die Busfrau sagt, 3-5 Minuten, länger kann der Bus nicht warten. Sonst kann ich einen anderen Tag fahren. Ich erkläre ihr, dass ich alles gebucht hab, nicht mehr canceln kann. Wir können ja versuchen ihn einzuholen, ihre Antwort. Billie nimmt Abkürzungen, fährt etwas schneller als erlaubt (hab ich euch schon gesagt, dass Billie mein Held ist).
Ich überlege, was ich tue, wenn wir ihn nicht mehr erreichen. Billie hofft, dass zu viel Verkehr ist und der Bus noch nicht rausfahren konnte. Wir kommen der beschriebenen Stelle näher, natürlich hinter einem Hügel, also es bleibt spannend. Eine Tankstelle, da steht er nicht, aber da hätte der doch umdrehen können. Und dann, ein Bus, er blinkt, mein Bus. Billie macht Lichthupe, hält an. Ich hüpf aus dem Auto, im Bus geht die Tür auf, juhuuu, geschafft. Ich bin beim Bus und der Bus wartet noch. Ich verlade meine Sachen, bedanke mich überschwänglich bei Billie und den Busfahrern und schon sitze ich im Bus und fahre los, Richtung Waitomo.
Die Fahrt war gut, ich hab ausnahmsweise nicht geschlafen, obwohl es fünf Stunden waren. Ich habe Berichte geschrieben, Bilder angeschaut und Bilder von der wirklich bezaubernd schönen Landschaft (Mt Egmont, Küste, Urwald, Hobbitlandschaft, Schafe, Kühe, Wasser, schwarzer Strand…) gemacht und mich gefreut. Der Bus hatte übrigens im Verlauf des Tages schon Steinschlag erlitten, was zunächst zu einer gesplitterten Bustür führte, die dann anfing zu bröckeln und irgendwann vom Busfahrer dann ganz (also das Glas) entfernt wurde. Angekommen sind wir hier übrigens pünktlich. Und nun mach ich nix mehr außer Berichte hochladen, Essen kochen, Beine hochlegen und mich für morgen schonen. Dann steht Black Water Rafting an, leider ohne Kamera.
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