Sonntag, 4. Dezember 2011

Nass, dunkel und dann leuchtet es

Falls sich jemand schon gefragt hat: Nein, ich bin weder in ein Loch und damit noch tiefer in das ausgeprägte Höhlensystem in Waitomo gefallen, noch im Wasser ertrunken, oder wurde von Glühwürmchen gefuttert. Es war einfach nur wiedermal eine rasante Reisezeit. Also hier nun mein Bericht.

Nach der aufregenden Busjagd und meiner Ankunft in meinem Backpacker-Hostel in Waitomo Caves habe ich also wirklich nicht mehr viel gemacht. Ich habe meine Taschen mal wieder aufgeräumt und dann gelesen (zum Geburtstag gabs den ersten Kluftinger und ich muss sagen, Allgäu-Krimis sind toll). Sonntag bin ich zeitig aufgestanden hab ein Höhlenforscher-Frühstück zu mir genommen (warmes Oatmeal mit Banane und Apfel), ausgecheckt und bin zur Black Water Rafting Company (die direkt gegenüber ist) gegangen.

Um 9 wurden wir (acht Leute: vier Ärzte aus England, ein Pärchen aus der Niederlande und ein Typ aus Irland) von unseren zwei Führern (Drew und Tom) und dem “Lehrling” Ann begrüßt und eingewiesen. Dann gings zum Umziehen. Raus aus den Klamotten, rein in die gepolsterten Neoprenanzüge (Gott sitzen die eng, man befürchtet man kann sich nicht mehr richtig bewegen) mit Jacke, Socken, halbhohen Gummistiefeln (sind wasserfest und rutschfest auf kalkigem Boden) und Helm mit Stirnlampe. Außerdem gab es Kletterausrüstung mit Gurt und Karabiner etc.

Dann gings im Bus zum sieben Kilometer entfernten Höhleneinstieg. Vor diesem befindet sich ein kleiner Abhang mit vier Seilen, an denen Abseilen, also ins Seil einhängen und mit dem Seil umgehen (Anhalten, Geschwindigkeit regulieren) geübt wurde. Und schon konnte es losgehen. Zum Einstieg in die Ruakuri-Höhle mussten wir uns 37 Meter tief durch ein relativ schmales los abseilen, das zudem auch trotz Stirnlampe recht dunkel war. Drew hat uns oben losgeschickt und Tom in Empfang genommen. Hat wirklich Spaß gemacht, hätte ich mir bei weitem nicht so aufregend und gut vorgestellt. Das dauerte aber natürlich auch seine Zeit. Aber man konnte die ersten Glühwürmchen beobachten und ein paar Fossilien in der Höhle finden.

Dann ging es weiter zur nächsten Station. Dem Flying Fox. Man wird an ein fast waagerechtes Seilsystem mit Gefälle gehängt und zischt dann in die Dunkelheit, ungefähr 40 Meter in einen nur von Glühwürmchen beleuchteten größeren Teil der Höhle. Am Ende wurden wir von Drew ausgehakt und konnten den nächsten Zuschauen. Daraufhin haben wir unsere Gurte abgelegt und es gab Kuchen und ein Heißgetränk zur Stärkung. Denn nun sollte es kalt und nass werden.

Jeder bekam einen Reifen und musste den ungefähr drei Meter tiefen Sprung ins Wasser wagen. Ring hinter den Popes, Losspringen, Beine anziehen, Luft anhalten und hoffen, dass man beim Auftauchen im Reifen sitzt. Das hat geklappt. Dann haben wir uns entgegen der Fließrichtung des Wassers den Strom hinaufgezogen (an einem Seil) und anschließend mit den Händen gepaddelt (dazu bewegt man sich am besten rückwärts). Das Wasser hat sich nur recht langsam bewegt, aber es war sehr anstrengend. Nach einer ziemlich lang erscheinenden Paddelzeit meinte Tom, wir können jetzt aufhören, die Stirnlampen ausmachen und uns wieder zurücktreiben lassen und dabei die Glühwürmchen beobachten. Das haben wir dann auch getan. Wunderschön der Anblick.

Tom hat unsere romantische Stimmung dann aber schnell erklärt und uns die Fakten erzählt, die in keiner Broschüre aufgeführt werden. Glühwürmchen sind Maden. Sie werfen Angelschnüre (ähnlich wie Spinnennetze aus) und warten, dass Fliegen und anderes Getier sich darin verfangen und fressen diese dann im erschöpften Zustand (noch lebendig) auf. Das machen sie 9 Monate lang, das Glühen entsteht durch einen chemischen Prozess an dem Enzyme und Proteine beteiligt sind und wird beim Ausscheiden durch oxidieren ausgelöst (so ähnlich zumindest). Wenn sie genug gefressen haben und gestärkt sind, verpuppen sie sich, für ungefähr drei Wochen. Die schlüpfenden Fliegen haben keine Münder, können also weder Essen noch trinken, dafür sehr große Augen, große Flügel und sehr große Geschlechtsorgane. Die vier bis fünf Tage, die sie als Fliegen leben, pflanzen sie sich fort und am Ende legt das Weibchen um die 150 Eier. Wenn die Glühwürmchen schlüpfen haben sie natürlich Hunger und so fressen die Erstgeborenen die Eier ihrer Geschwister auf und ein neuer Kreislauf beginnt. Jetzt wisst ihrs ;)

Nach dieser Biostunde haben wir unsere Reifen wieder abgegeben und sind schwimmend weiter durch das Höhlensystem. Wobei es war nur kurz schwimmen. Dann kamen wir an eine Stelle, die sehr viel Schlammablagerungen an den Wänden hatte und jeder hat eine Gesichtsbemalung bekommen (Tom hat mir einen wunderbaren Bart verpasst) und anschließend mussten wir durch den Rebirth-Canal. Eine ganz enge Stelle (die die Trainer umgangen haben), durch die gekrochen und am Ende ein Foto gemacht wurde. Dann eine kurze Schwimmeinheit und ein Lauf durch den Drunken Stumble. Dieser Bereich hat einen unglaublich unebenen Boden, wurde man nur so vor sich hin stolpert. Nach einer weiteren Schwimmeinheit war wieder Pause angesagt.

Es gab warmen Saft und für alle außer mir Schokolade. Zum Trinken hatten wir farbige Plastikbecher. Die haben wir anschließend über die Lichter unserer Helme gehalten und Langzeitbelichtungsfotos mit Bilder malen und solchen Späßen gemacht. Wir waren also bereit für den letzten Teil unserer Tour.

Klettern war angesagt. Wir mussten ja wieder ans Tageslicht und um dahin zu gelangen, schaut man am Besten wo denn das Wasser so herkommt. Zufälligerweise haben wir einen Wasserfall gefunden und an dieser Stelle sind wir dann die Felswand wieder hinaufgeklettert. Das war gar nicht so einfach, vor allem weil die Beweglichkeit durch den Neoprenanzug wirklich eingeschränkt war. Aber nach einem weiteren Wasserfall waren wir wirklich wieder im Hellen und Warmen. Alle happy und zufrieden und voller Vorfreude auf eine warme Dusche, sowie warme Suppe und Bagel.

Insgesamt hat das ganze fünf Stunden gedauert von denen wir wohl ungefähr drei in der Höhle waren und ich denke um die 90 Minuten im Wasser. Der Neoprenanzug hat relativ warm gehalten, auch wenn das Wasser beim Schwimmen natürlich reingelaufen ist (aber das hat der Körper ja dann schnell gelernt). Also ich hatte einen Riesenspaß und wenn ich endlich einen Computer finde, der mir hilft die Fotos von der CD auf diesen Laptop zu ziehen werden die auch noch zugefügt.

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