Freitag, 12. September 2014

Am Ende der Welt gibt es keine Zähne, dafür aber in Kandy

Es ist unser Urlaub und der Wecker klingelt um 4:45, irgendwas läuft hier doch schief. Tag Nummer 7 in Sri Lanka und für heute steht eine Wanderung zum Ende der Welt an, hoffentlich keine Road with no Return, wir werden sehen.
Das World's End befindet sich in den Horton Plains, einem Nationalpark, der durchschnittlich auf 2100hm liegt und in dem man neben toller Landschaft auch Sambarhirsche, Affen, Leoparden und Schlankloris sehen kann (also bei letzteren beiden ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, in den letzten 50 Jahren wurde z.B. ein Foto von einem Lori geschossen). Bei den Horton Plains handelt es sich um einen Nebelwald, der wie der Name schon sagt, häufig Nebel verhangen ist. Darum auch der frühe Start, denn morgens ist klare Sicht wahrscheinlicher.
Aufgrund der  zum Teil schlechten Strasenverhältnisse wurden wir von einem Fahrer mit Minivan mit 4x4 Drive abgeholt, der uns in 80 Minuten auf die 2100hm gefahren hat. Unterwegs haben wir die Sonne hinter den Bergen aufgehen sehen (oder auch nicht, es war zeitweise nebelig) und als wir oben waren, hatte sich der Nebel an den Bergen schon festgehangen. Im Park angekommen, haben wir Eintritt für uns, für unsere Fahrer, für das Auto und eine Servicecharge bezahlt (immerhin 35€, nur um in den Park eintreten zu dürfen), und wurden dafür aber gleich mit unserem ersten Sambarhirsch belohnt. 
Dann hat Wije uns los geschickt, am Beginn des Wegs wurden unsere Taschen auf Plastik untersucht, und z.B. die Wrapper an den Plastikflaschen abgemacht, sodass wir möglichst wenig Müll hinterlassen, leider haben sich nicht alle an das Mitnehmen des Mülls gehalten, das ist eine Eigenart der Srilankesen (laut Wije und wir haben es auch schon beobachtet). es ein Rundweg von gut 10km und führt durch hübsche Landschaften, die Laut Martin hier und da an Schottland erinnern, gepaart mit Regenwaldbäumen. Bis zum Mini World's End haben wir dank unserem frühen Start keine anderen Wanderer gesehen und schon da war der Blick in die weite Landschaft und hinunter in der 270 Meter tiefer gelegene Tal sehr hübsch. Der Nebel hatte sich auf dem Plateau oben nämlich nicht breit gemacht, sondern ist größtenteils noch an den Bergen festgehangen.
 
Der nächste Stopp ist dann das eigentliche Highlight des Weges, das World's End, ein Steilabhang mit über 870 Meter, was wirklich sehr beeindruckend ist. man kann dort auch wunderbar den Wolken beim Ziehen zuschauen, sein leckeres eingepacktes Frühstück genießen (Chicken Sandwich) und die Menschen beim Fotografieren und Staunen beobachten. Genau das haben wir da oben dann auch gemacht, schön wars.
 

Der weitere Weg führt über sehr schöne hügelige Graslandschaften und bietet dann einen Wasserfall, die Baker's Falls, bevor man nach gut drei Stunden Fußmarsch am Ausgangspunkt wieder ankommt (um 9:30, eine Zeit zu der wir daheim am Wochenende gern auch mal noch schlafen). Insgesamt sehr sehenswert, auch aufgrund der Klos mit Ausblick, und zum Ende haben wir sogar noch einen sehr zutraulichen, weil verfressenen Sambarhirschen angetroffen (ansonsten haben wir eine Raupe, einen Gecko und ein Streifenhörnchen aus nächster Nähe gesehen).
 
 

Von dem Ausflug zurück im Hotel haben wir uns dann auf den Weg nach Kandy gemacht. Eigentlich nur 83km Weg, aber zum einen sind es über 1300hm die überwunden werden müssen und zum anderen waren die Straßen sehr kurvenreich. Also braucht man dafür dann doch mindestens 3 Stunden. Auf dem Weg gab es direkt an der vielbefahrenen Straße wieder viele Gemüsehändler, die ihre Ware angeboten haben. Die Früchte werden dabei immer sehr schön aufgestapelt.
Die Felder sind auf dieser Seite des Berges wieder fast ausschließlich Teefelder. Da liegt es dann auch nahe, dass eine der größten Teefabriken direkt an der Straße liegt. Die Mackwood Teafactory pflückt, trocknet und verarbeitet seit über 170 Jahren Tee und man bekommt eine kleine Führung, bei der man folgendes lernt: für Tee werden die obersten zwei bis drei frischen Blätter, inklusive dem kleinen neuen Trieb gepflückt, pro Pflücker sind das um die 16kg Tee am Tag, täglich kommen so 10-15 Tonnen frische Teeblätter zusammen. Diese werden über großen Ventilatoren 14 Stunden getrocknet, anschließend gerollt, fermentiert (nur der schwarze Tee, der grüne darf nicht oxidieren, was beim Fermentieren mit den Blättern passiert), getrocknet, sortiert (nach Größe), anschließend probiert und verpackt, sodass sie in Colombo versteigert werden können. Natürlich bekommt man auch die verschiedene Sorten erklärt (Pekoe enthält größere Blätter, Broken Orange Pekoe etwas kleinere gebrochene, Broken Orange Pekoe Fannings sind noch feinere Partikel - je feiner, desto dunkler der Tee und desto stärker) und darf dann einen Tee probieren und den Tee aus der Tegion kaufen. Haben wir natürlich alles gemacht.
 
 

Weiter ging es Richtung Kandy, wo wir Mittags angekommen sind, zunächst ein Lunch gegessen und dann eine Edelstein-Fabrik angeschaut haben. Die Infos in der Edelsteinfabrik (oder besser der Laden mit eingebautem Museum) waren echt gut, zum Kauf eines Steins oder von Schmuck konnten wir uns dann aber aufgrund der Preise und Auswahl doch nicht hinreißen lassen. Nächster Stopp war eine Batikfabrik, das war wirklich interessant. Für ein Batikbild, wie auf dem Bild unten zu sehen, braucht es viel Wachs, Farbe und vor allem Zeit, da für jeden Schritt woanders Wachs aufgetragen, dann in einer anderen Farbe gefärbt und im Anschluss mehr Wachs aufgetragen, weggenommen etc. und wieder gefärbt werden muss. Hier habe ich auch die Chance genutzt mal einen Sari angezogen zu bekommen, leider hatten sie aber keinen Stoff, der mich wirklich überzeugt hat und so habe ich mich für ein kleines Beachdress (Tuch zum Umbinden entschieden).
 
 
 
Zum Abschluss unseres Tages in Kandy stand noch Kultur auf dem Plan. Zunächst eine Tanzshow, die jeden Abend um 17:30 an vier verschiedenen Plätzen in Kandy aufgeführt wird. Es handelt sich um traditionelle Sri Lankische Tänze und Musik (Trommeln) und war wirklich schön anzusehen, auch weil Akrobatik mit Flickflacks etc. Teil des Ganzen ist, inklusive einer Feuershow am Ende.
 
Wer in Kandy ist, sollte natürlich auch im Tempel des heiligen Zahns gewesen sein. Dort wird der Zahn Buddhas, der nach seiner Verbrennung noch intakt vorgefunden wurde, in einer goldenen Stupa hinter 7 Türen aufbewahrt, die nur zu einer bestimmten Zeit geöffnet ist. Außerdem findet man  viele weitere Buddha Figuren in den verschiedensten Räume und alte Bücher, was wir dank Wije, alles noch kurze bevor es wieder verschlossen wurde, gesehen haben. Die Leute bringen als Dankgaben viele Lotusblumen mit und geben sie auf Opfertischen darf, wodurch es im Tempel sehr blumig riecht.
 

Ganz ehrlich, am Ende des Tages war ich ziemlich fertig. Die Fahrt zu unserer Unterkunft für die nächsten zwei Tage hat dann auch noch gut 45 Minuten gedauert, aber die hat sich wirklich gelohnt. Die Unterkunft ist in einem Vorort von Kandy und nennt sich das Kandyan Manor. Ein schönes Haus, mit vielen hübschen großen Zimmern, eingerichtet, wie man sich ein altes Herrenhaus in Sri Lanka vorstellt (viele englische sprich flauschige Sofas, Sammlungen von alten Tellern, Figuren, warme Farben etc) einfach richtig schön und gemütlich. Und das Abendessen war ebenfalls superb. Suzie, die Dame des Hauses kocht ganz vorzüglich Sri lankische Spezialitäten und dann haben wir auch noch unsere Mitgäste Lynn und Fred aus Denver, Colorado, getroffen, ein altes Lehrerehepaar, das viel herumreist und uns von der Art an Helen und Marty erinnert haben. Kurzum, wir fühlen uns sehr wohl und freuen uns auf morgen.

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