Mittwoch, 1. Februar 2012

Das wär dann nicht nur nicht lustig, sondern auch noch gefährlich geworden

Eine Wanderung, die ist lustig… Dienstag morgen haben wir nach einem schönen Frühstück unsere (bzw meine beiden) Rücksäcke geschnappt, Robin (den aktuellen Helpxer, aus Hamburg) eingepackt und sind erst einmal auf nach Masterton. Im DOC (regionale Stelle des Department of Conservation – Umweltministerium) haben wir unsere Hütte für die Nacht bezahlt (knapp 9€ pro Nase) und Hüttenpässe für die eventuelle folgende Nacht gekauft. Das Hüttensystem funktioniert an sich nämlich so, dass man sich vor der Wanderung Hüttenpässe besorgt (in ganz NZ gültig) und mit diesen dann auf der Hütte die Übernachtung “bezahlt”, dafür wird ein Teil ausgefüllt und in eine Dose geschmissen. Sozusagen bargeldlose Bezahlung. Dann haben wir noch einen Stopp bei Pack’N’Save gemacht (Supermarktkette) und auf gings zum Startpunkt bei der Holdsworth Lodge.

DSC_0779erst einmal informierenDSC_0431

Zunächst haben wir uns nochmal an der Infotafel die Strecke angeschaut und los gings. Martin und ich sind zu zweit gewandert und haben Robin dann bei unseren Pausen wieder getroffen. Der Weg führte zunächst noch durch relativ dicht bewachsenes, urwaldähnliches Gebiet mit guten Wegen. Dann ließ der Kies auf dem Weg nach und es kam mehr Wurzelwerk zum Vorschein und der Weg lichtete sich ab und an. Aber alles in allem war der Weg sehr gut zu gehen. Am Rocky Lookout hatten wir eine kurze Pause (es war aber sehr windig, also nur Fotos und weiter).

ab in den Waldzu allem bereitDSC_0445DSC_0459DSC_0464

Zum Glück waren wir die meiste Zeit von Bäumen geschützt, denn der Wind wurde immer stärker und so hörte und sah man nur die Bäume rascheln und sich bewegen, war aber relativ geschützt. Die Sich war auch gut. Man konnte nicht die Spitze der hohen Berge (also auch nicht des Mt Holdsworth) sehen, aber bis über die Baumgrenze, dort wo unsere Hütte für die Nacht lag, war die Sicht frei und auch das Land hinter uns konnten wir gut einsehen. Pause gab es nach knapp 2:30 im Mountain House Shelter, einer offenen Hütte mit Bank, Wassertank und einem Plumpsklo um die Ecke. Wir haben unsere mitgebrachten Sandwichs verputzt und Robin wieder getroffen.

DSC_0476Pause im Mountain House Shelter (das kleine Stück Brot war mein Beitrag zu: gerecht teilen)

Der hat uns auf dem weiteren Weg dann überholt (genialer Schachzug von uns, so konnte er schon mal das Feuer anmachen). Es wurde noch ein wenig steiler, an ein zwei Stellen musste man ein wenig klettern (zumindest die mit kurzen Beinen), und der Wald wurde noch mysteriöser, da die Moose und Flechten sich über die Stämme hergemacht hatten. Ein wirklich schöner Wanderweg. Nur knapp vor der Hütte haben wir die Baumgrenze überschritten (die hier wirklich sehr rapide anfängt) und waren dann froh, dass wir nicht zu weit durch den Wind gelaufen sind, bevor die große Hütte vor uns auftauchte. Nach vier Stunden waren wir also von 350 auf knapp 1200 Höhenmeter gestiegen.

nichts konnte uns aufhalten sozusagen: über Stock und über Stein angekommen: nach vier Stunden erreichen wir Powell Hut

In der Powell Hut angekommen, war Robin schon mit Feuermachen beschäftigt und wir haben uns zunächst mal umgeschaut. Die Unterkunft ist in zwei Hälften geteilt, einmal der Schlafbereich, mit jeweils zwei übereinander liegenden Liegebereichen, die jeweils Platz für 7 Matratzen bieten (also insgesamt 28 Schlafplätze), und zum anderen der Aufenthaltsbereich mit drei großen Metalltischen und Holzbänken sowie zwei großen Arbeitsbereichen mit je drei Gaskochern. Diese Gaskocher hatten es in sich, nicht nur zwei Kochflammen, sondern auch eine ausziehbare Toastschublade  war dort integriert. Also wirklich fein. Vor der Tür, auf der Veranda gab es mehrere Waschbecken, die von den großen Wasserkanistern gespeist wurden (ich denke Regenwasser), und etwas weiter lagen zwei wirklich sehr saubere und fast schon gemütliche Plexiglas-Klos.

DSC_0582auch toasten

Wir waren ganz allein in der Hütte, so konnten wir uns ausbreiten. Wir haben uns Tee gekocht, alle ein wenig gesnackt und haben nacheinander die Gegen um die Hütte erkundet, schon mal ein bisschen den morgigen Weg vorgetastet und auf etwas weniger Wind gehofft. So gegen sieben kam ein komischer Kautz vorbei, wahrscheinlich so um die 60, er kam gerade über den Bergkamm, den wir morgen meistern wollen und warnte uns ausdrücklich mit sehr anschaulichen Unfallbeispielen davor, den Weg bei einem solchen Wetter zu gehen. Links und rechts geht es steil bergab und man würde bei starkem Wind nur auf allen vieren vorwärts kommen. Nach einen Tee zog unser morbider Besucher wieder weiter Richtung Tal, aber man muss sagen, er war nett gewesen.

die Umgebung erkunden, sehr schön hier oben toll gelegen, oder?

Bei uns gab es Nudeln und Toast zum Abendessen. Die Packung für angeblich 6 Personen hatte gerade so für uns zwei gereicht, da es nur jeweils einen Teller ergab. Aber wir wurden satt. Nach dem Essen haben wir uns unterhalten, die befindlichen Kerzen angezündet und ein bisschen in den Zeitschriften auf der Hütte geblättert (Auswahl zwischen Natur und Essen). Der Wind wurde langsam ein bisschen besser, aber die Hütte bot Schutz. Als wir uns bettfertig gemacht haben (also Zähne geputzt) kam plötzlich ein Licht aus dem Wald hinauf. Da war doch ein Typ glatt noch in der Nacht mit Stirnlampe den Weg hinaufgestiegen, und dann auch noch mit Hund. Es stellte sich raus, dass Willie und Ty schon des Öfteren hier oben gewesen waren. Da Hunde in den Hütten nicht erlaubt sind, hat Willie sich drei Matratzen mit auf die Veranda genommen, um sich dort eine relativ windgeschützte Schlafecke zu schaffen. Dann sind wir alle ins Bett.

Die Nacht war wenig erholsam, der Wind wurde mehr und mehr und die Hütte fing an zu zittern. Dank Leichtbau hält sie diesen Winden zwar gut stand, aber man hört und spürt es dann aber auch in allen Ecken. Aber wir zwei hatten uns ein schönes Schlafplätzchen am Fenster, also mit Blick aufs Land unter uns gesucht und so konnte man bei Wolkenlöchern immer mal auf die Städte (Masterton und Carterton) unter uns blicken und morgens ab halb 6 wurden wir mit einem wunderhübschen Sonnenaufgang belohnt. Also trotz Lärmbelästigung und Wackeln der Hütte hatten wir eine zumindest aufregende Übernachtung.

unser Schlafgemach, mit Blick nach draußen DSC_0574

Am nächsten Morgen ist Martin als Erster aufgestanden und hat mit Hilfe von Willies Anzündern das Feuer im Ofen wieder zum Laufen gebracht. Der Wind war keinen Deut besser geworden und so ist Willie heute morgen dann mit Ty reingekommen und hat sich wie wir auch erst einmal Frühstück gemacht. Martin und ich hatten wieder Backed Beans, verfeinert mit Biersticks und Toast natürlich. Außerdem Tee. Mehr braucht man nicht zum Satt werden. Nebenbei haben wir uns mit Willie, deutscher Urgroßvater und tahitianische Urgroßmutter, sah sehr Maori aus, unterhalten und dann unsere Sachen gepackt. Wir mussten zum Glück nicht auskehren und die Asche entleeren, da WIllie und Ty noch ein wenig in der Hütte ausharren wollten.

Baked Beans zum Frühstück

Wir haben unser Glück am Berg versucht und sind nach 50 Meter gescheitert, nein eher aus Vernunftsgründen umgedreht. Bei den Windböen konnte man zum Teil kaum stehen und wir waren noch nicht einmal am “richtigen” Bergkamm angelangt. Also ging es wieder zurück zum Mountain House Shelter, dort hatten wir schon auf dem Hochweg einen zweiten Pfad entdeckt, dem wir nun ins Tal gefolgt sind.Wir wollten zumindest einen Teil unsrer geplanten Strecke noch sehen, so sind wir im Tal angekommen noch zur Atiwhakatu Hut abgebogen, also den Fluss entlang hinauf gewandert.

am Wind gescheitert und zurück DSC_0658

Gleich neben dem Fluß und unten im Tal sah es noch einmal ganz anders aus, als oben in den Wäldern. An manchen Stellen waren die Bäume (wie auch im Doubtful Sound gesehen) irgendwann abgerutscht und dort wuchsen nun vor allem Farne aller Art. Außerdem ging es auch auf diesem Weg immer mal wieder steil hoch und gleich wieder runter und dann gab es noch drei Hängebrücken (und die erste hat ganz schon gewackelt), aber nach gut 90 Minuten im Tal wandern waren wir in der deutlich kleineren Hütte angekommen. Hier gab es nur sechs Schlafplätze, Feuerholz muss selbst gehackt werden und keine Gaskocher, weshalb diese Unterkunft nur ein statt drei Huttickets kosten würde. Wir haben aber lediglich eine Pause eingelegt und endlich unseren gekauften Gaskocher ausprobiert (funktioniert gut), um noch ein Tässchen Tee zu trinken.

auf dem Weg zur Atiwhakatu Hut gabs mehrere Swing bridges und nochmal ganz andere Landschaft die kleine Atiwhakatu Hut unser eigener Brenner

Frisch gestärkt sind wir dann den Rückweg angetreten, den wir zu unserer Überraschung in knapp zwei statt der angegebenen drei Stunden gemeistert hatten. Ich konnte natürlich nicht umhin zwischendurch eine kleinen Dreckpfütze mitzunehmen, weshalb ich nun einen grauen und einen weißen Schuh habe und ersteren noch putzen muss. Außerdem hatte es ein klein wenig genieselt auf dem Rückweg, aber nichts ernsthaftes. Und nachdem wir dann ja doch noch fast 8 Stunden unterwegs gewesen waren, konnten wir alle glücklich und zufrieden zurückkehren.

DSC_0672 Schlammloch-Unglück

Es gab noch einen Zwischenstopp bei Pack’N’Save, wir konnten die Gastfreundschaft ja nicht überstrapazieren und haben uns für den Abend unser eigenes Abendessen besorgt. Dann wurde bei Aoife und Lyndon geduscht, ein schönes Gefühl und ich habe meine Rucksäcke wieder umgepackt, während Martin Postkarten auf der Veranda verfasst hat. Zum Abendessen gab es bei uns dann Bohnen mit Kumara, Lammfilets und Kiwi-Dip (besteht nicht aus Kiwis sondern Sahne, Zwiebeln und Knoblauch). Sehr sehr lecker. Aber dann waren wir wirklich fertig, noch gerade so Bilder aussortiert und schon waren wir reif fürs Bett.

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