Dienstag, 11. Oktober 2011

Christchurch: Die Geisterstadt

Heute morgen habe ich nicht nur Weihnachtsbilder gemacht, sondern auch weiterhin Rindenmulch auf die Beete im vorderen Garten verteilt, außerdem die Hühnerställe samt Auslauf gereinigt und vor Wilburs Haus aufgeräumt und Erdbeeren gepflanzt. Dann hat Kan ein wunderbares Mittagessen gezaubert, PadThai mit Schrimps. Himmlisch!

Um 15 Uhr hatte ich dann meine vier Stunden Arbeit samt Mittagspause hinter mir und hab trotz tristem Wetter mich zu einer Fahrradtour entschlossen. Ich hab mir also ein Rad ausgesucht, einen Helm dazu (Pflicht in NZ) und ein Zahlenschloss, dessen Kombination ich kenne. Und los gehts.

Erst einmal habe ich an der nächsten Tankstelle meinen Vorderreifen aufgepumpt, nachdem ich zunächst fast die ganze Luft raus gelassen hatte. Hab ich es dann mit Hilfe des netten Tankwarts doch noch geschafft und konnte mit gesundem Luftdruck die Fahrt in die Stadt fortsetzen.

Ja, mein Ziel war also Christchurch. Einst bekannt für die schöne Innenstadt mit herrlicher Kirche. Mhm, je näher man der Innenstadt kommt, desto mehr häufen sich die beschädigten Häuser. Schon nach zwanzig der vierzig Minuten, die man mit dem Rad in die Stadt braucht, ist es ersichtlich, dass hier nicht nur einzelne Häuser verschönert werden, sondern es sich wirklich um Erdbebenschäden handelt.

die ersten (stark) beschädigten Gebäude

Um die Innenstadt herum wird es dann richtig trostlos. Viele zerstörte Häuser, die Geschäfte leer, mit Warnschildern, dass diese nicht betreten werden dürfen, wegen Einsturzgefahr. An manchen Stellen bekommt man den Eindruck das Erdbeben wäre erst gestern gewesen und nicht vor fast acht Monaten. Die Zeit scheint definitiv still zu stehen.

IMG_5181 Zerstörung überalldie Zeit steht still IMG_5220

Und dann erreicht man die Innenstadt und findet sich vor Zäunen, auf denen “Extreme Danger” “Do not Enter” und ähnliches steht. An den wenigen Zufahren patroulieren (sehr nette) Soldaten. Und dann diese Berge von Schutt, an allen Ecken Bagger, die Häuser einreißen, dieses große Ausmaß an Zerstörung. Eine echte Geisterstadt und ein unglaublich beklemmendes Gefühl.

IMG_5212 IMG_5261 Patroulie IMG_5280

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An den Häusern lässt sich erahnen, wie schön Christchurch einst war. Aber auch jetzt finden sich noch Lichtblicke in der Stadt. Ich hab ein süßes Cafè gefunden, in dem ich einen Dandechino (so eine Art Löwenzahn-Kaffee mit Milchschaum – lecker) getrunken und mich gut mit der Verkäuferin unterhalten hab (dafür gab ess dann kurz vor Ladenschluss noch einen Muffin geschenkt). Außerdem hat der Blumenclub an verschiedenen Stellen Blumenkübel aufgestellt und der Bereich um den botanischen Garten (unter anderem ein Golfplatz mitten in der Stadt) ist sehr schön und auch dort gibt es eine tolle Blumenwiese.

Dandechino ein Lichtblick: eine Bank, daneben ein öffentlicher Büchertausch-Schrank IMG_5289 IMG_5322

Also insgesamt eine sehr interessante Tour. Wenn auch recht bedrückend. Es ist beeindruckend wie so ein Erdbeben eine Stadt komplett verändern kann. Apropos Erdbeben. Ich habe mein erstes bewusst erlebtes Erdbeben am Sonntag Abend gespürt (Sonntags Erdbeben). Das war ziemlich heftig (5,5). Man hat das Gefühl irgend ein Riese rüttelt von außen am Haus, wie in einem Simulator. Es erscheint recht unrealistisch. Und wir haben uns nur angeschaut und überlegt, ob wir nun rausgehen müssen oder es nicht schlimmer wird. Es hat dann auch nach circa 15 Sekunden wieder aufgehört. Also ich bin sehr froh darüber in einer erdbebensicheren Gegend zu leben.

Alle Bilder

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