Mittwoch, 30. November 2011

Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Auf Wandertage folgen unabänderlich Arbeitstage, dafür bekomme ich ja das Essen und das warme Bett im Camper. Nachdem wir Montag schon Mittags wieder zurück waren, ging es nach einem ordentlichen Lunch (Baked Beans on Toast) raus. Zunächst hieß es Tracys Kartoffelfeld wieder fit zu machen. Eben dieses war nämlich seit der letzten Saison mit Unkraut und vor allem hartnäckigen Gras überwachsen. Dazu kam dann noch ein trockener Boden. Ich habe fleißig gehackt, mit dem Spaten zugestochen und anschließend übergeharkt. Aber so recht ging es nicht voran. Definitiv eine der schwersten Arbeiten bisher. Stephen hat dann auch mal versucht und wir haben beschlossen nen Digger macht das schneller und besser.

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Also neue Aufgabe. Wir haben dann den Driveway mit Steinen aufgeschüttet (die 10 Meter weiter abgeladen waren). Also Schubkarre auffüllen und abwechselnd ausladen. Beim zweiten Ausladen habe ich das dann schon sehr professionell gemeistert und Applaus bekommen :) Am Ende haben wir unsere Haufen noch eingeebnet und nun gibt es wieder ein ganz neues Fahrgefühl. Bis zur nächsten Flut, dann kommt der kleine Fluß wieder über die Ufer und bringt alles durcheinander (und die Barclays kommen nur zu Fuß auf ihr Grundstück, über einen umgestürzten Baumstamm).

Die letzte Aufgabe für Montag war noch Tür und Holzwand im EIngangsbereich abschmirgeln, damit diese neu gestrichen werden können. Dabei hatte ich zwischendurch Hilfe von den Jungs, aber im Gegensatz zu mir haben sie sich von den Sandlies und der Arbeit dann doch abschrecken lassen. Ich hab mich von diesen kleinen Mücken einfach stechen lassen :( und mich von oben bis unten eingesaut. Nach dem Arbeitstag hatte ich eine Dusche dringend nötig.

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Dienstag ging es dann mit dem Streichen der frisch abgestrichenen Flächen weiter. Stephen hat die Tür übernommen, ich hab den Rest gemacht. Hat wirklich Spaß gemacht, mal wieder ein bisschen Malen. Morgens waren die Sandflies auch noch ein wenig netter und haben nicht ganz so viel gestochen.

Dann ging es ins Hühnerhaus. Der Indoor-Aufenthaltsbereich (diese Hühner sind echte free range chocks, sie dürfen jederzeit überall langlaufen) war durch mangelnde Pflege von den Hühnern etwas zugewuchert. Also habe ich auch dort das Unkraut, diesmal sehr effektiv, bekämpft und ihr Haus aufgeräumt und die Nester mit Stroh aufgepolstert. Dann waren die Tierchen auch wieder zufrieden und wir haben erstmal Käse-Schinken-Croissants geluncht.

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Nach der Pause ging es an die zweite Schicht Farbe für die Wand und Tür und jetzt sieht es wieder sehr schön und auch einheitlich aus. Nachdem ich nun schon im Streichen war. Habe ich noch den Hale Buggy aufgehübscht. Ein Gerät zum Heuwenden, das Stephen aber wieder verkaufen will und dafür soll es gut aussehen. Also habe ich die Anti-Rostfarbe genommen und so weit gestrichen, wie ich mit dem Farbtopf gekommen bin. Am Ende war der Buggy halbangemalt und meine Hände ganz, aber dafür gibt es ja Terpentin :)

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Nach dem Abendessen ging es dann frisch gestärkt zum sheep moving. Die Schafe mussten fürs Scheren am nächsten Tag in den Scherbereich verpflanzt werden. Da die Tierchen sich auf Stephens Leckerli gefreut haben, ging das Ganze recht flott, da sie fast ohne Murren ihm hinterhergelaufen sind. Da wir die Tiere schon mal alle auf einem Fleck hatten wurden sie auch gleich noch entwurmt. Dazu haben Stephen und ich jeweils ein Tier festgehalten, ich hatte den Kanister mit der Wurmkur in der Hand und Stephen hat mit dem Spritzaufsatz gearbeitet. Das fertige Schafe wurde von mir dann fachmännisch (hatte ja schon große Farberfahrung) mit roter Kreide markiert. Dann war aber wirklich Feierabend.

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Die Aufgabe des nächsten Tages war Schafe scheren. Um halb 10 kam der Mann vom Fach, hat seine Scherutensilien aufgebaut, alles vorbereitet und los gings. Stephen hat auch schon Schafe geschoren, aber die Utensilien sind recht teuer und bei einer kleinen Menge Schafe ist es deshalb günstiger jemanden mit dem passenden Werkzeug kommen zu lassen. Meine Aufgabe war es, nachdem ich bei den ersten Schafen fleißig Fotos gemacht habe, die Schafe einzeln zum Scherer zu treiben. Eine gar nicht so einfache Aufgabe, weil so richtig Lust haben sie nicht drauf und Kraft können sogar die Lämmchen schon entwickeln (wiegen auch um die 30kg). 90 Minuten hat der Spaß gedauert. Die Lämmchen wurden übrigens nicht geschoren sondern nur gedaggt, um den Hintern rum geschoren, damit die Fliegen nicht auf die Idee kommen, dort Eier abzulegen.

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Die Schafe wurden dann wieder auf die Weide getrieben und die Wolle haben wir zum Trocknen ausgebreitet. Sie war vom Regen der letzten Tage noch etwas feucht.

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So war dann auch mein letzter Arbeitseinsatz auf der Farm vorbei. Ich hatte frei und hab mich mit Milchshake und Buch zum Lesen gesetzt, bevor ich noch eine Runde über die Farm spaziert bin und dann zum Schwimmen im kühlen Fluss überredet wurde (aber nur ne kleine Runde, ist ja auch nur ein kleines Swimhole).

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Am Donnerstag geht es dann in aller Früh weiter. Erst mit Tracy nach Nelson, dann mit dem Bus nach Picton. Dort nimmt mich die Fähre um 1 wieder mit auf die Nordinsel. Mein Donnerstagabend verbringe ich in Wellington und Freitag geht es nach Whanganui, von dort am Samstag nach Waitomo, wo ich Black Water Rafting am Sonntag ausprobiere. Dann wird Sonntagabend Hamilton erkundet und Montag geht es nach Hastings, dort wartet ein Auto auf mich :) Ab Mittwoch bin ich dann bei meiner nächsten Unterkunft in Tauranga.

Montag, 28. November 2011

Take nothing but pictures – leave nothing but footsteps

Der Leitspruch des Environmental Care Codes des Department of Conservation in New Zealand. Wie ich darauf komme, genau das haben Stephen und ich gestern und heute getan.

Alles fing an mit einer Wanderung der ganzen Familie zu den Whispering Falls. Die Jungs hatten ihre Räder mit, wir waren zu Fuß. So ging es zunächst durch Täler umgeben von Pinien-Wäldern. Diese Bäume sind nicht einheimisch, sondern werden im großen Stil zur Holzproduktion angepflanzt und dann relativ aufwendig gefällt und abtransportiert, die Hänge sind nämlich ziemlich steil. Außerdem verschandeln sie die Gegend, aber das ist wohl eine andere Sache. Nach ein paar Flussbiegungen fing dann der “echte” ursprüngliche Wald an und wir sind über Brücken und auf Hügel gewandert. Zwischenstopp bei einer kleinen Hölle, die die Jungs natürlich schon mehrfach erkundet haben und dann waren wir bei den ersten Wasserfällen.

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Wie überall in Neuseeland gibt es auch hier so einige davon und dank des Regens der letzten Tage haben die Whispering Falls einen ordentlichen Teil Wasser getragen und sahen in Kombination mit der Sonne einfach schön aus. Was viele Touristen nicht wissen, der Weg über die Wasserfälle hinaus ist sehr lohnenswert. Nur an den Fällen vorbei den Hügel hinauf und man hat einen schönen Picknicktisch mit Blick auf den Richmond National Park. Dort kam Stephen dann auch eine Idee, auf die wir später zurückkommen.

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Zunächst ging es nach einer Stärkung mit Banane, Orangen und Keksen zum Fotoshooting am Wasser und von dort den Weg wieder rückwärts. Doch an einer der Brücken haben wir unsere Route geändert und sind statt über die Brücke durch den Fluss gewatet (nasse Schuhe inklusive, aber daran gewöhne ich mich so langsam). Tracy kennt da ein sehr gutes Swim Hole (also eine Vertiefung des Flusses, die zum Schwimmen geeignet ist).

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Nachdem wir schon seit weit über zwei Stunden in der warmen Sonne unterwegs waren habe selbst ich mich nicht vor dem kalten Wasser gescheut und den Sprung ins erfrischende Nass gewagt. Herrlich, einfach nur herrlich. Bin natürlich auch dementsprechend stolz auf mich, hab nämlich nicht nur Unterwasser-Beweis-Fotos gemacht, sondern bin doch tatsächlich auch eine Runde geschwommen, bevor ich wieder in die wärmende Sonne zurückgekehrt bin.

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Nun fragt ihr Euch, was es denn nun mit Stephens Idee auf sich hat. Ursprünglich war für heute Schafe scheren angesagt, aber da der Wetterdienst Regen gemeldet hat und man keine nasse Wolle will, wurde das abgesagt. Außerdem haben wir uns beim Spazieren über Tramping unterhalten. Tramping ist die neuseeländische Art zu Wandern und beinhaltet neben dem “normalen” Trekking” eben auch “Camping”. Also vorzugsweise Übernacht-Trips. Dazu gibt es hier eine große Anzahl an kleinen Hütten, die in der Regel eine kleine Anzahl an Betten (mit Matratzen), einen Wassertank, einen Kamin und ein Plumpsklo haben, die auf Wanderwegen zwischen einem und vielen Tagen (häufig sind es 3-5) liegen. Eine solche Hütte ist auch in der Nähe meiner aktuellen Bleibe zu finden, die Starveall Hut. Okay, wie man sich jetzt schon denken kann, Stephen und ich haben also beschlossen eine Wanderung zu eben dieser Hüte zu unternehmen, dort zu übernachten und am nächsten Tag (höchstwahrscheinlich im Regen) wieder zurückzukehren.

Nichts leichter als das. Ich habe meinen großen Reiserucksack ausgepackt und zu einem Tramping-Rucksack umfunktioniert. Dafür habe ich meinen Schlafsack und Innenschlafsack, ein Kissen, Wechselklamotten, Regenjacke (von Tracy geliehen),Pauline, Zahnbürste und Zahnpasta, Erste Hilfe Set, Kameras mit geladenen Akkus, Taschenlampe und solche Dinge eingepackt und Stephen hat für einen Gaskocher, Topf, Milchpulver, sweetened condensed milk (herrlich für Tee), Tee, Kaffee und Verpflegung  gesorgt. So ausgerüstet ging es dann mit dem kleinen Suzuki mit 4WD die Pinienberge hoch (das spart einige Stunden langweiliges bergauf Wandern). Und dann gings los.

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Nach dem morgendlichen drei Stunden Wander-Spaziergang haben wir es in knapp 90 Minuten bis zur Hütte geschafft. Der Weg dorthin führt meist bergauf durch Wälder, über Steppen und wieder durch Wälder, vorbei an interessanten Felsformationen und immer mit tollem Blick direkt über den Wolken. War aber auch recht anstrengend, viel bergauf und dann noch diesen Rucksack auf dem Rücken. Der wurde dann aber in der Hütte abgelegt und es gab ein wohlverdientes und ersehntes Abendessen. Ganz delikat, Cracker mit Lachs aus der Dose und dazu Hummus. Wenn das mal nichts ist. Nein, war wirklich lecker und hat für den zweiten Teil der Wanderung gestärkt.

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Die Sachen wurden in der Hütte zurückgelassen (wir waren sowieso die Einzigen dort) und dann ging es weiter auf Mt. Starveall. Es war bereits kurz vor Acht und während wir uns über Geröllfelder, an kleinen Baumsammlungen und über Felsen den Berg hinauf kletterten, machte die Sonne sich daran unterzugehen. Zu unserer Freude gaben die Wolken den Blick darauf frei und so durften wir uns, auf der Bergspitze angekommen, über einen wirklich herrlichen Sonnenuntergang freuen. Wenn auch etwas kalt, da der Wind uns nur so um die Ohren pfiff. Aber als echte Kiwi-Tramperin habe ich das alles in Shorts bestritten.

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Der Rückweg wurde dann schon langsam dunkel, wir mussten unsere Stirnlampen aber erst in der Hütte nutzen und konnten so noch das letzte Farbspiel in der Nähe unserer Schlafstätte genießen. Weiter unten war es dann auch weniger kalt.

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Bevor es ins Bett ging, wurde noch ein Tee gekocht (da kam die gesüßte Kondensmilch ins Spiel) und wir haben uns unsere Nachtstätten bequem hergerichtet. Zähneputzen nicht vergessen und dann kann man sich so lang unterhalten, bis man einschläft (oder meine Familie den Handyempfang auf den Bergen nutzt – im Tal bin ich ja von moderner Kommunikation dieser Art abgeschnitten). Danach habe ich gut geschlafen.

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Heute morgen hat Stephen dann ein Feuer im Kamin angemacht und Milch angerührt. Dazu gab es Wheatbix und Tee. Bevor es losging haben wir uns wie erwünscht noch im Visitors Book eingetragen und unsere weiteren Absichten (falls wir verschollen gehen) vermerkt. Bis alles wieder verstaut war, hat es natürlich zu Nieseln begonnen. Aber echte Tramper kennen kein Wasser, oder so, und so sind wir bis auf eine kurze Regenjacken-Zwischen-Sequenz weiterhin mit kurzen Hosen und in T-Shirt den Weg wieder zurück zum Auto gewandert.

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Ein wirklich tolles Wochen-Ende und dieses Tramping muss dringend wiederholt werden, ein Spaß!